Da heute der 19. ist, ist das für mich offiziell die halftime whistle. (Fussballreferenzen, kaboosh!) Sechs Monate bin ich also schon hier. Jemand meinte, wenn man ein halbes Jahr hier lebt, ist man „offiziell“ New Yorker/in. Darüber lässt sich natürlich streiten, aber klingt doch nicht schlecht sich als New Yorkerin zu bezeichnen. Ich werde das jetzt auf ein riesengroßes Plakat schreiben und es 24/7 um den Hals tragen. Kidding. Or am I?
Sechs Monate sind schneller vergangen als ich dachte. Mir kommt’s so vor, als wär ich letzte Woche erst aus’m JFK rausspaziert auf dem Weg ins Ungewisse. Jetzt hab ich die erste Hälfte schon rum, was einen schon mal nachdenken lässt.
Im Moment hab ich so einen Punkt erreicht, wo ich mir denke August könnte sich ruhig etwas beeilen. Ich hab eben jeden Tag die gleiche Routine; nämlich die Kinder neun Stunden bei Laune zu halten. Irgendwann gehen einem eben die Ideen aus, Brettspiele hängen einem dann zum Hals raus und temperaturbedingt können und wollen wir auch nicht jeden Tag stundenlang nach draußen. (Wie ich Schnee hasse!) Außerdem wäre ich allgemein gerne mal wieder mein eigener Herr. Ständig wegen allem fragen zu müssen und immer second thoughts haben ob man ihnen alles recht macht geht mir langsam auf die Nerven, wenn ich das so dezent sagen darf. Auch wenn ich ein Familienmitglied bin ist es letztenendes doch immer noch ein „fremder“ Haushalt, der mich nur sehr liebevoll aufgenommen hat, und nach dessen Regeln ich jetzt tanzen darf.
Auf der anderen Seite möchte ich aber auch noch gar nicht daran denken, wie schnell August vor der Tür stehen wird. Wenn ich so drüber nachdenke habe ich trotz allem doch auch Freiheiten oder Möglichkeiten, die ich so zuhause nicht habe. Es ist ein Katzensprung bis in die berühmteste Stadt der Welt, auf unserem Boot sind es 10 Minuten bis zu einem der „top ten beaches in the entire world“ und ich erlebe tagtäglich „the American way of life“. Davon hab ich geträumt, seit ich 14 war. Mein Leben hier ist nicht schlecht, ganz im Gegenteil. Ich habe geregelte Arbeitszeiten, ein Dach über dem Kopf und vergleichsweise viel Geld zur Verfügung. Am Wichtigsten sind aber all die wundervollen Menschen, die ich hier kennen lernen durfte! Der Abschied von zuhause viel mir schon schwer aber ich wusste, dass ich alle in dreizehn Monaten wieder sehen werde. Wann ich meine Lieben hier wiedersehe weiß ich eben nicht, deswegen wird der Abschied dann umso schwerer. Dabei hasse ich Abschiede von vorne herein. Gerade letztens hat’s mir das erste Mal so richtig in die Fresse geschlagen. Pardon my French. Wendy und ich gucken uns gerade neue Au pairs an, also Nachfolgerinnen für mich. Das hat mich das erste Mal realisieren lassen, dass dann ein neues Mädchen in „meine“ Familie zu „meinen“ Jungs und „meinen“ Eltern kommt. Ja, ich weiß, ich war auch jemandes Nachfolgerin, aber trotzdem ist es ein sehr komisches Gefühl. Da kamen dann eben auch Zweifel auf, ob ich nicht doch verlängern soll. Ich hab mit mir gehadert und im Endeffekt dann doch beschlossen, dass ich planmäßig fliege. Auch wenn ich weiß, dass wir in Kontakt bleiben werden, wird es trotzdem tierisch schwer werden, das alles hier zu verlassen. Einerseits freu ich mich also auf zuhause, andererseits will ich hier aber gar nicht weg. Versteht ihr was ich meine?
Dennoch war hier her zu kommen die beste Entscheidung, die ich treffen konnte und ich werde meine restliche Zeit in vollen Zügen genießen.
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